Wir haben die Stress- und Erholungslevel von zwei finnischen Organisatoren des „Game Jam“ analysiert, um zu sehen, wie sie mit einem hektischen Wochenende voll Spiel-Entwicklung umgehen.
Am frühen Samstagnachmittag hängt der Duft frisch gekochten Kaffees in der Luft, in einem Bürogebäude in der finnischen Stadt Jyväskylä. Spieleentwickler und -designer, vornehmlich in ihren Zwanzigern, sitzen vor ihren Bildschirmen. Manche haben die Nacht durchgemacht, programmiert und Spiele entworfen. Manche haben für ein paar Stunden in Schlafsäcken auf dem Boden geschlafen.
Wir sind an einem von über 600 Schauplätzen des „Global Game Jam“, dem größten Game Jam Event der Welt. Dabei erschaffen Spieleentwickler an einem Wochenende von Grund auf völlig neue Computerspiele. In diesem Jahr haben über 36.000 „Jammer“ in 93 Ländern teilgenommen.
Analyse der Herzfrequenz und Journals der „Jammer“
Zwei Mitglieder des lokalen Organisationsteams, Jonne Harja und Sasu Louke, sitzen an einem Tisch neben einem Berg leerer Energydrink–Dosen. Unter ihren Game Jam T-Shirts blinken die grünen LEDs des Firstbeat Bodyguard 2 Herzraten-Messgeräts.
Firstbeat ist hier, um die Auswirkungen eines so turbulenten Events auf den Körper zu untersuchen.
Durch die Messung ihrer Herzratenvariabilität (HRV) für 72 Stunden, erstellen wir ein personalisiertes Modell ihrer physiologischen Reaktion. Das gibt uns ein deutliches Bild davon, wie ihre Körper mit dem Wochenende umgehen konnten. Die Daten werden mit einem Journal abgeglichen, in dem die Teilnehmer die verschiedenen Geschehnisse während des Events festhalten.
Als Hauptorganisator musste Harja in den vergangenen 24 Stunden Anrufe beantworten, Türen öffnen und eine Vielzahl administrativer Aufgaben erfüllen. Louke übernimmt teils organisatorische Aufgaben und designt nebenher sein eigenes Spiel.
„Es ist ein digitales Haustier-Spiel, inspiriert durch das Tamagotchi. Du kannst die Katze füttern, streicheln und mit ihr spielen. Wenn du sie zu viel fütterst, wird sie fett. Es gibt auch einen japanischen Zuschauer, der deinen Fortschritt kommentiert“, erklärt Louke grinsend.
Das Feedback
Harjas und Loukes Berichte werden beide von roten Balken dominiert. Das Wochenende lassen sie mit signifikant niedrigeren Energie-Leveln hinter sich, als zu Beginn am Freitag.
„Wäre das ein typisches Wochenende gewesen, wäre ich um euer beider Gesundheit besorgt“, sagt Jaakko Kotisaari, Analyst bei Firstbeat, im Feedback-Gespräch am folgenden Dienstag.
„Rote Balken zeigen, dass eure Aktivitätslevel hoch waren. Das kann negativer oder positiver Stress sein. Es ist klar, dass ihr alle Hände voll zu tun hattet. Im Durchschnitt ist es okay 40-60 Prozent stressige Aktivität in 24 Stunden zu haben“, sagt Kotisaari weiter.
„Letzten Endes sollte das Leben nicht stressfrei sein. Es geht um die Balance zwischen Stress und Erholung. Das Ziel des Assessments ist zu lernen, wie diese Balance aufrechterhalten werden kann und wie man sich auch in den stressigsten Zeiten erholt“, fügt Kotisaari hinzu.
„Es war überraschend zu sehen, wie stressig das Organisieren für den Körper ist. Es hat sich nicht so schwerwiegend angefühlt“, sagt Louke.
Freitag – Alkohol, Energydrinks und Stress können sogar einen langen Schlaf ruinieren
Als Hauptorganisator war Harja am Freitag damit beschäftigt dafür zu sorgen, das alles für das Event fertig ist.
„Ich selbst habe kein Spiel entworfen, aber anderen zu helfen und beim Lösen von Problemen zuzusehen, gab mir ein positives Gefühl“, erklärt Harja.
„Trotz des stressigen Tages haben Sie gut geschlafen und sich sehr gut in der folgenden Nacht erholt. Anders als Louke, der nur eine Stunde und 34 Minuten Erholung während der Nacht hatte“, analysiert Kotisaari die Grafiken.
„Freitagnacht haben wir unser Spielkonzept entworfen. Wir haben Katzenvideos geschaut und ein paar Bier getrunken. Ich habe auch einen Energydrink getrunken, was ich sonst nicht mache. Ich habe recht lang geschlafen, fast sieben Stunden, aber habe mich am Morgen nicht sehr erholt gefühlt“, sagt Louke.
„Alkohol vermindert die Möglichkeit, sich im Schlaf zu erholen. Normalerweise verlangsamen bereits zwei Portionen die Erholung, weil es den Körper vergiftet und der Abbau des Alkohols lässt den Körper auch im Schlaf aktiv bleiben. Wenn dazu noch ein Energydrink gemixt wird, verlangsamt das die Erholung noch zusätzlich. Diese Art Schlaf ist nicht umsonst, aber sie gibt auch nicht die Energie, die man für den nächsten Tag braucht“, erklärt Kotisaari.
Den Daten der Forschung von Firstbeat zufolge, sollten sich Menschen durchschnittlich an 30 Prozent ihres Tages erholen.
„Harjas Erholungszeit am Freitag war 28 Prozent, was exzellent für ein solches Wochenende ist. Louke allerdings war nur bei 17 Prozent, was den Körper müde lässt“, so Kotisaari.
Samstag – der hektischste Tag des Wochenendes
Harjas und Loukes Erfahrungen zufolge ist Samstag der Tag des Jams, an dem die Teilnehmer am meisten zustande bringen.
„Samstagabend ist die intensivste Zeit… die Leute kommen in einen Flow“, sagt Louke.
Harjas Assessmentgrafik von Samstag ist eine Mischung aus langen roten Balken mit ein paar blauen Spitzen physischer Aktivität.
Zwischen all dem Chaos, ist ein grüner Moment der Erholung.
„Das war ein Anruf meiner Freundin. Das hat etwas Druck genommen“, sagt er.
Louke hat sich zumeist auf das Spiel konzentriert, was sich im Bericht als konstantes rot widerspiegelt.
„Ich habe die Auswirkungen des Schlafmangels recht früh gemerkt, was am Abend zu Kopfschmerzen führte. Ich blieb wieder bis etwa 3 Uhr morgens wach, hatte ein paar Bier und Energydrinks“, erklärt Louke.
Er hatte eine lange Schlafphase zwischen Samstag und Sonntag, aber wieder mit sehr wenig Erholung. Harja bliebt die Nacht über am Ort des Geschehens und bekam ebenfalls wenig Erholung.
„Ich dachte, dass ich eine gute Nachtruhe hatte. Ich hatte eine Luftmatratze und einen Schlafsack und bin einmal aufgewacht, um mehr Luft aufzupumpen. Das hat vielleicht meine Schlafqualität beeinflusst. Außerdem hatte ich ein paar Bier am Abend“, sagt Harja.
Sonntag: Das Spiel vor der Deadline fertigzustellen kann hart für den Körper sein
Am Sonntag mussten die Teams ihre Spiele fertig stellen und vor 17.00 Uhr auf den Global Game Jam Server hochladen.
Der letzte Tag des Events war recht einfach für Harja, da er kein Spiel fertigstellen musste. Zur selben Zeit stellte Louke sein digitales Haustierspiel fertig. Sein „Endspurt“ vor der Deadline erscheint als Spitze in der Grafik seiner Stress- und Erholungslevel.
„Der Druck, das Spiel rechtzeitig fertigzustellen, war wahrscheinlich die stressigste Zeit des gesamten Wochenendes“, sagt Louke.
Sonntagnacht, als das Event vorbei war, bekam Louke endlich einen regenerativen Schlaf und erholte sich von den Aktivitäten des Wochenendes.
„Ja, es war ziemlich chaotisch. Nächstes Mal haben wir definitiv wenigsten einen Organisator mehr im Team. Es war etwas zu viel“, sagt Harja.
Ergebnis: Ein gesunder Körper kann mit Game Jamming umgehen
Das Durchführen des Firstbeat Lifestyle Assessments während dieses intensiven Wochenendes brachte Harja und Louke einige Kerneinsichten in ihre persönliche Gesundheit und Erholung.
„In den vergangenen zwei Jahren habe ich meistens gearbeitet, habe aber kürzlich mit einer strikten Trainingsroutine begonnen. Es ist schön zu sehen, dass sich das auszahlt und der Körper auch mit einem solchen Event umgehen kann. Es war interessant zu sehen, wie hoch mein Ruhepuls ist. Ärzte haben mir das zuvor schon einmal gezeigt“, sagt Harja.
„Eine geringe Herzfrequenz kommt zum Teil durch Genetik, wird aber auch durch die Fitness beeinflusst. Ausdauerathleten haben einen niedrigeren Ruhepuls. Wir müssten Messungen im täglichen Leben durchführen, um mehr darüber herauszufinden“, sagt Kotisaari.
Ein anderer interessanter Punkt für Harja war zu sehen, wie gut er sich auch in einem kurzen Schlaf wie Freitagnacht erholt.
„Ich dachte immer, ich wäre ein schlechter Schläfer. Ich dachte oft, ich würde zu wenig schlafen, aber schaffe trotzdem meine Arbeit und fühle mich okay. Das gibt nun den Hinweis darauf, dass ich mich vielleicht einfach schnell erhole“, sagt er weiter.
„Ja, es hat wahrscheinlich auch viel mit Ihren Genen zu tun“, so Kotisaari.
Für Louke war es am faszinierendsten, wie sein Körper im Endspurt des Events funktioniert hat.
„Es war so deutlich vom Rest des Tages zu unterscheiden. Ich würde das gern nochmal während einer normalen Woche machen, um mehr zu lernen“, sagt er.
„Zusammenfassend kann man sagen, sie könnten auf diese Weise sehr lange ohne Konsequenzen leben. Doch wenn sie auf drei Grundpfeiler ihrer Gesundheit mehr achten, können sie auch ein solches Event ohne große Auswirkungen auf ihre Gesamtgesundheit aushalten: gesunde Ernährung, ausreichendes Training und das richtige Maß an erholsamem Schlaf. Diese Woche allerdings müssen sie sich mehr erholen, um den Energieverlust auszugleichen“, schließt Kotisaari das Experiment.
Sie können alle entstandenen Spiele des diesjährigen Global Game Jams auf dieser Internetseite finden: http://globalgamejam.org/2016/games
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