Auf dem Meistertitel des FC Zürich prangt nach der Saison 2015/16 eine große „20“: So oft wurden die Kicker nun schon Schweizer Meister. Seit über drei Jahrzehnten dominiert der Verein, in den 1980er Jahren noch als Abteilung des SV Seebach Zürich, die Liga der Eidgenossen, spielt immer ganz oben in der Tabelle mit.
Es handelt sich dabei freilich um das Frauen-Team der Züricher. Obwohl die Herren ebenfalls auf 12 Meistertitel blicken können – wohlgemerkt seit Beginn des letzten Jahrhunderts – steht der kontinuierliche Erfolg der Frauenmannschaft seit ihrer Gründung für außergewöhnliche Leistungen. In Vorbereitung auf die vergangene Saison begann der Rekordmeister nun eine Zusammenarbeit mit Firstbeat. Nach einem Jahr intensiver Nutzung im Training und während der Spiele, kamen wir mit Cheftrainer Dorjee Tsawa ins Gespräch über Trainingssteuerung, Spielerinnenmotivation und den wirklichen Unterschied zwischen Männern und Frauen im Fußball.
Herzlichen Glückwunsch nochmal zum 20. Meistertitel! Konnten Sie den denn schon entsprechend feiern?
Nachdem wir uns den Meistertitel in diesem Jahr schon vorzeitig sichern konnten, mussten wir uns noch auf die letzten Spiele konzentrieren. Danach gab es aber eine angemessene Feier und jetzt auch eine wohlverdiente, wenn auch kurze Pause.
Trotz des stetigen Erfolgs habt ihr euch für das Firstbeat Sports System zur Trainings- und Leistungssteuerung entschieden. Wie nutzt ein Rekordmeister eine solche Technologie?
Es stimmt, dass wir auch ohne das System bereits sehr erfolgreich in der Liga gespielt haben. Allerdings bin ich nicht nur Head Coach, sondern auch Athletiktrainer und somit hat die Fitness und der physiologische Zustand meiner Spielerinnen einen besonderen Stellenwert für mich. Unsere Spielerinnen trainieren zwischen vier bis sieben Mal in der Woche, manche arbeiten oder studieren nebenher und haben außerdem lange Anfahrtswege. Da gibt es eine Menge Faktoren, die ich außerhalb des Trainings weder einsehen noch beeinflussen kann. Das ist der erste Punkte, bei welchem mir das Firstbeat Sports System sehr weiterhilft. Die Spielerinnen haben einen Pulsgurt für zu Hause, genauso wie für die Trainingseinheiten und Spiele. Wenn sie also beispielsweise ihr Ausdauertraining individuell zu Hause absolvieren, kann ich im Nachhinein trotzdem die Einheiten einsehen und ein Feedback geben. Diese Möglichkeit des ortsunabhängigen Trainings schätze ich sehr.
Auf dieselbe Weise schaue ich auch auf die Regeneration, vor allem bei denjenigen, die arbeitstätig sind, studieren oder einfach vermehrt Stresssituationen ausgesetzt sind. Auf diesen Spielerinnen liegt unser besonderes Augenmerk und bei manchen konnten wir Dank der Regenerations-Tests sehr positiv täglichen Stressbelastungen entgegenwirken.
Wie funktioniert das während der tatsächlichen Trainingseinheiten oder Spiele?
Wir zeichnen sämtliche Trainings und Spiele mit den Pulsgurten auf, haben aber schon währenddessen einen genauen Blick auf die Daten. Da der Systemaufbau simpel ist und die Daten in Echtzeit angezeigt werden, ist der Trainingsbetrieb zum einen nicht negativ beeinflusst, zum anderen aber können wir direkt und individuell auf die Daten der Spielerinnen reagieren. In Spielsituationen schauen wir dabei vor allem auf die physische Belastung, also ob die Athletinnen wirklich alles geben, aber auch, ob Spielerinnen sich etwas zurückfahren oder ausgewechselt werden sollten. Man kann zum Beispiel manchmal sehen, dass in der zweiten Halbzeit nicht mehr so viel Gas gegeben wird, wenn wir nach der ersten Hälfte bereits führen. Das will ich natürlich nicht, also kann ich entsprechend noch etwas mehr pushen.
Ist das problematisch für die Spielerinnen?
Zunächst gab es skeptische Stimmen bezüglich des Tragens der Gurte sowie dieses Monitorings. Wir haben aber von vornherein klargemacht, dass es nicht um Kontrolle, sondern eher um den individuellen Nutzen geht. Mittlerweile muss ich sagen, dass sich der Einsatz der Pulsgurte sehr positiv auf die gesamte Motivation meiner Spielerinnen auswirkt. Sie haben ein großes Interesse an den eigenen Werten und wir besprechen sehr genau die Daten nach den Einheiten und Spielen. Außerdem spricht auch die Tatsache, dass wir in dieser Saison von Verletzungen verschont geblieben sind, sehr für die Anwendung des Systems, da wir sehr genau auf Regeneration und eventuelle Ermüdungserscheinungen schauen. Wir erleben also insgesamt eine größere Individualisierung des Trainings. Ich denke, das sind alles Faktoren, die auch die Spielerinnen überzeugt haben. So gehört das Anlegen der Gurte bei uns ebenso dazu, wie die Schienbeinschoner und die Fußballschuhe.
Inwieweit hat diese Individualisierung Ihren eigenen Bezug als Trainer zur Mannschaft verändert?
Nun, zum Beispiel die verschiedenen Spielertypen sind für mich viel klarer zu identifizieren. Es gibt Spielerinnen, die gehen relativ schnell in die rote Belastungszone rein und bleiben dort, während wir andere viel mehr pushen müssen, um überhaupt so weit zu kommen. Für die einen ist das völlig normal und wir haben gelernt, dass wir deshalb nicht direkt runterfahren oder auswechseln müssen, wenngleich wir ein Auge auf sie haben. Aber diese individuellen Unterschiede haben sich schnell herauskristallisiert. Jetzt, am Ende der Saison, kennen wir die Spielerinnen und ihre physiologischen Leistungs- und Trainingsreaktionen sehr genau. Somit können wir schneller reagieren und notwendige Maßnahmen ergreifen, gerade wenn eine Spielerin nicht in ihrem Normalbereich liegt. Darüber hinaus können wir die Entwicklung der Spielerinnen im Allgemeinen besser nachvollziehen und auch effektiver an spezifischen Details arbeiten. Ich kann sagen, dass ich insgesamt meine Spielerinnen noch besser kennengelernt habe.
Im Hinblick auf die nächste Saison, wie sind eure Pläne mit dem Firstbeat System?
Wir werden wieder bei jedem Training und jedem Spiel das Echtzeit-Monitoring nutzen. In dieser Saison haben wir den Schnellerholungstest noch nicht einsetzen können, da unsere Spielerinnen oft von weit weg herkommen, doch das ist etwas, das wir in Angriff nehmen wollen. Dann werden sicherlich neue Spielerinnen hinzukommen, die wir an das System heranführen und neu kennenlernen werden, was sehr spannend ist. Ansonsten haben wir, denke ich, eine gute Praxis mit dem System für unser Team gefunden. Gemeinsam mit meiner Assistenztrainerin Marisa Wunderlin, die auch Sportwissenschaftlerin ist, haben wir gute Nutzungsmöglichkeiten gefunden und sind auch sehr zufrieden damit.
Sie haben selbst Erfahrungen als Spieler. Welche Unterschiede gibt es zwischen Männer- und Frauen-Teams? Gibt es überhaupt welche?
Doch, die gibt es schon, auch wenn sie mittlerweile immer kleiner werden. Die Ausbildung der Frauen beginnt mittlerweile zum Glück viel früher, so wie bei den Herren eben auch, sodass die Unterschiede in dieser Hinsicht nicht mehr so groß sind, würde ich sagen. Das ging vor allem taktisches Wissen und Spielen an. Allerdings muss ich eins hervorheben und zwar, dass die Leidenschaft und der Wille der Frauen immens hoch sind. Das macht natürlich dann umso größeren Spaß, mit ihnen zu arbeiten. Auch die Motivation zu lernen und sich persönlich weiterzuentwickeln ist in meinen Augen außergewöhnlich. Die Spielerinnen wollen an sich arbeiten und auf diese Weise macht man dann auch Fortschritte, die das gesamte Team weiterbringen.
Zur Person: Dorjee Tsawa gewann als Spieler mit dem FC Zürich den Schweizer Cup und spielte unter anderem beim FC St. Gallen. Dort war er später als Fitnesstrainer tätig und arbeitete in Zürich des Weiteren als Trainer der Jugendabteilung. Nach einer Weiterbildung zum Konditionstrainer folgte das UEFA A-Diplom als Fußballtrainer. Seit 2011 ist er nun Trainer der Frauen des FC Zürich, mit denen er in den vergangenen fünf Jahren in Folge Schweizer Meister wurde.
Fotos: FC Zürich Frauen
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