Stresstest für die Polizei: das bringt die Beamten wirklich ins Schwitzen

In einem Arbeitsalltag, der oft so anders, so viel extremer ist als der des „Otto Normalverbrauchers“, sind die physischen und psychischen Stressbelastungen schwer zu begreifen. So ist Stressprävention in diesem Jahr ein zentrales Thema bei der Schweizer Polizei.

Bei der Delegiertenversammlung des Verbandes Schweizerischer Polizei-Beamter VSPB wurde das Thema Stress im Polizeiberuf von verschiedenen Sprechern unter die Lupe genommen. Darunter auch dipl. Mentalcoach (MAS) und Stresspräventionsberaterin Diana Weber von DI MIND. Sie hat im Vorfeld der Delegiertenversammlung mit dem Firstbeat Lifestyle Assessments mehrere HRV-Messungen über 72 Stunden in verschiedenen Polizeikorps durchgeführt.

„Wir sind mit den HRV-Langzeitmessungen auf durchgehend positives Feedback gestoßen. Ich denke, dass alle Polizistinnen und Polizisten, die mitgemacht haben, sich selbst in den Berichten des Lifestyle Assessments wiedergefunden und etwas für den beruflichen und privaten Alltag mitgenommen haben“, sagt Weber zum Pilotprojekt.

Problemfelder: Chronischer Stress und Hierarchie

Cecilia Weinmann, Key Account Managerin bei Firstbeat, war bei der Delegiertenversammlung in Bern dabei und zeigte sich über einige der Ergebnisse der Sprecher überrascht: „Einer der größten Stressoren der Beamten ist dabei nicht per se die Anforderung des Berufes, sondern beispielsweise eher die strenge Hierarchie“, erklärt sie. „Dadurch scheint es oft schwierig für Beamte, sich richtig von extremen Stresssituationen oder chronischem Stress zu erholen, da das Umfeld diese Art von Belastung nur wenig zur Kenntnis nimmt und gegensteuert.“

Doch auch die unregelmäßigen Arbeitszeiten und die Schichtarbeit sind ein großer Stressfaktor. „Interessanterweise stellen Einsätze oftmals keine zu starke Stresssituation für die Polizisten dar, da dies in der Aus- und Weiterbildung berücksichtigt wird. Es ist also klar, dass sie diesen Anforderungen gewachsen sind, doch in Bezug auf andere persönliche und psychische Stressoren oder gravierende Erlebnisse während der Einsätze gibt es laut den Sprechern noch Handlungsbedarf“, sagt Weinmann weiter.

Drei Lösungsansätze

Die HRV-Messung sei dabei ein besonders geeignetes Mittel, um Stress überhaupt sichtbar zu machen. Die Polizei sei kein Kreis, in dem man Schwäche zeigt oder eigene Belastungen leicht zugibt. HRV-Daten, wie sie vom Lifestyle Assessment von Firstbeat erhoben und analysiert werden, lassen jedoch keinen Zweifel an der offenkundigen Belastung, welcher Polizistinnen und Polizisten ausgesetzt sind.

Im Zuge der Delegiertenversammlung wurden von Philippe Allain, Kommandant der Kantonspolizei Freiburg, drei zu verfolgende Lösungsansätze präsentiert:

  • mehr Ressourcen für die bestehenden Polizeibeamten aufwenden, anstatt lediglich mehr Polizisten einzustellen;
  • eine veränderte Geisteshaltung, sodass leitende Beamte und Chefs auch bei der Polizei die Existenz von Stress anerkennen;
  • und ein Ansatz direkt bei der Ausbildung, wenn es um mentales Coaching geht.

Allgemein wurde die Wichtigkeit der Selbstverantwortung jedes einzelnen und die Fürsorgepflicht der Vorgesetzten betont. Doch es braucht die gemeinsame Initiative von Polizisten, Polizeikorps und VSPB. HRV-Messungen können hier einen wichtigen, sensibilisierenden Zweck erfüllen.

Was trägt die HRV-Messung bei?

Für die Polizistinnen und Polizisten bedeutet das, dass sie sich über die Auswirkungen von Stress bewusstwerden und ihre Eigenverantwortung wahrnehmen. Der Arbeitgeber muss sich seiner Fürsorgepflicht bewusst sein und seine Führungsqualitäten hinterfragen. Der VSPB selber sieht sich in der Pflicht, Möglichkeiten der Einbettung des Themas in Aus- und Weiterbildung anzuregen und eventuell eigene Angebote für die Mitglieder einzubringen.

Die HRV-Messung kann in all diesen Bereichen eine zentrale Rolle spielen, indem individuelle Stressoren sowie die Erholungsfähigkeit jedes Einzelnen genau untersucht werden kann. Durch anonymisierte Berichterstattung erhalten außerdem Arbeitgeber und Polizeiverband konkrete Informationen zum Zustand der Beamten.

Diana Weber von DI MIND wird sich auch in Zukunft mit dem Thema Stressprävention bei der Polizei und den anderen Blaulichtorganisationen beschäftigen und auch nach dem vergangenen Stresstest bei den Polizistinnen und Polizisten ihren Teil zur Einhaltung der von Bundi Ryser und dem Freiburger Polizeikommandant Allain genannten Lösungsansätze beitragen.

Diana Weber von DI MIND: Diana Weber ist diplomierter Mentalcoach (MAS) und zertifizierte Stresspräventionsberaterin. Mit ihrer Firma DI MIND bietet sie individuelle Coachings, Beratungen, Seminare und Vorträge zu Persönlichkeitsentwicklung, Achtsamkeit und Stressprävention an. Im Bereich Stressprävention und Gesundheitsmanagement vertraut sie dabei auf das Lifestyle Assessment von Firstbeat. Weitere Informationen unter: www.dimind.ch

Kontaktieren Sie uns für mehr Informationen über das Firstbeat Lifestyle Assessment

Bilder: Verband Schweizerischer Polizei-Beamter VSPB

Weitere für Sie interessante Artikel